Kanada hat 2024 bedeutende Änderungen in seiner Einwanderungspolitik vorgenommen, um das Bevölkerungswachstum, wirtschaftliche Bedürfnisse und die Nachhaltigkeit der Programme in Einklang zu bringen. Dies führt nun zu einer Reduzierung der Zahl der Personen, die für verschiedene Programme zur dauerhaften oder vorübergehenden Aufenthaltserlaubnis zugelassen werden. Im Folgenden finden Sie eine Zusammenfassung einiger wichtiger Änderungen, die Ihre Pläne für Kanada beeinflussen könnten.
Einwanderungsplan 2025–2027
Jedes Jahr veröffentlicht Kanada einen sogenannten „Immigration Levels Plan“, in dem die Einwanderungsziele für die kommenden drei Jahre festgelegt werden. Der Plan für 2025–2027 wurde am 25. Oktober 2024 veröffentlicht. Unter anderem sieht er eine Reduzierung der jährlichen Aufnahmequote für Personen, die in Kanada dauerhaft ansässig sind („Permanent Residents“) um 20 % vor (395.000 im Jahr 2025, 380.000 im Jahr 2026 und 365.000 im Jahr 2027).
Die Mehrheit der neuen Einwanderer wird weiterhin über wirtschaftsbezogene Programme kommen, insbesondere über das Express-Entry-Programm, Provinznominierungsprogramme und Pilotprojekte, die auf bestimmte Berufe oder Regionen abzielen.
Erstmals gibt es auch eine Begrenzung für befristete Aufenthaltsgenehmigungen (Arbeits- und Studienvisa). Um sicherzustellen, dass insgesamt weniger Menschen nach Kanada einwandern, wurden bereits 2024 und Anfang 2025 zusätzliche Maßnahmen eingeführt, die wir nachfolgend zusammenfassen.
Änderungen beim Express-Entry-Programm
Das Express-Entry-Programm ist das wichtigste bundesweite Einwanderungsprogramm für eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung. Seit 2023 ist das Programm in sechs Kategorien unterteilt, um wirtschaftliche Ziele zu erfüllen:
- Französischsprachige Bewerber
- Berufe im Gesundheitswesen
- Berufe in Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik (STEM)
- Handwerksberufe
- Berufe im Transportwesen
- Berufe in der Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung
Diese Kategorien gelten weiterhin. Das bedeutet, dass nur Personen, die in eine dieser sechs Kategorien fallen oder eine Nominierung durch eine kanadische Provinz erhalten haben, für die Einwanderung nach Kanada infrage kommen.
Am 23. Dezember 2024 wurde außerdem die Berücksichtigung eines Arbeitsvertrags bei der Punktevergabe im Express-Entry-System abgeschafft, was die Qualifikation für eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung erschwert.
Änderungen für ausländische Arbeitnehmer
a) Arbeitserlaubnis für Ehepartner:
Künftig werden diese Genehmigungen nur noch für Ehepartner von befristet beschäftigten ausländischen Arbeitnehmern ausgestellt, wenn die Hauptperson in einem Management- oder akademischen Beruf arbeitet oder in einem von der Regierung priorisierten Bereich tätig ist. Ehepartner internationaler Studierender können nur dann eine Arbeitserlaubnis erhalten, wenn der Hauptantragsteller ein Master- oder Doktoratsstudium oder eine spezielle Berufsausbildung absolviert.
b) Arbeitsmarktbewertung (LMIA):
Kanadische Arbeitgeber können ausländische Arbeitnehmer für einen Lohn unterhalb des Durchschnittsgehalts ihrer Branche nur dann einstellen, wenn sie eine zusätzliche Abgabe von 20 % entrichten – und das nur in Regionen mit einer Arbeitslosenquote von über 6 %. Generell dürfen kanadische Unternehmen nicht mehr als 10 % ihrer befristet beschäftigten ausländischen Arbeitnehmer in Niedriglohnpositionen einstellen.
Änderungen für internationale Studierende
a) Studienvisa:
Die Anzahl der genehmigten Studienvisa wurde für 2024 auf 360.000 begrenzt. Zukünftig müssen internationale Studierende vor der Beantragung eines Studienvisums eine sogenannte „Provincial Attestation Letter“ (PAL) von der Regierung der Provinz erhalten, in der sie studieren möchten.
b) Arbeiten neben dem Studium:
Internationale Studierende dürfen höchstens 24 Stunden pro Woche außerhalb des Campus arbeiten, um ihr Studium mit einer Beschäftigung in Kanada vereinbaren zu können.
c) Post-Graduation Work Permit (PGWP):
Um ein Arbeitsvisum nach dem Studium zu erhalten, müssen Hochschulabsolventen Französisch- oder Englischkenntnisse auf dem Niveau CLB 7 nachweisen, während Absolventen von College-Programmen ein Niveau von CLB 5 benötigen. Wer kein Hochschulstudium, sondern eine Berufsausbildung abgeschlossen hat, erhält ein solches Arbeitsvisum nur, wenn das Studienfach auf einer speziellen Liste zugelassener Programme steht. Eine Verlängerung des PGWP über das ursprüngliche Ablaufdatum hinaus ist nicht mehr möglich.
Alternative Programme
a) Francophone Minority Communities Student Pilot (FMCSP):
Dieses Programm richtet sich an französischsprachige Studierende, die außerhalb von Québec studieren möchten.
b) Rural and Francophone Community Pilots:
Diese Programme richten sich an französischsprachige Einwanderer, die bereit sind, in ländliche oder frankophone Gemeinschaften außerhalb von Québec zu ziehen.
c) Agri-Food Pilot Extension:
Dieses Programm wurde bis 2025 verlängert und richtet sich an Einwanderer, die in der Landwirtschaft, der Fleischverarbeitung oder der Viehzucht arbeiten.
d) Québec Investor Program:
Nach einer dreijährigen Pause wurde dieses Investorenprogramm im Januar 2024 wieder aufgenommen. Es bleibt eines der wenigen Programme, das auf Kapitalinvestitionen basiert, setzt jedoch ein hohes Nettovermögen, Managementerfahrung und fließende Französischkenntnisse voraus.
Verbot des „Flagpoling“
Das sogenannte „Flagpoling“ bezeichnet die Praxis, Kanada über eine US-Landgrenze kurzzeitig zu verlassen und sofort wieder einzureisen, um ein Visum direkt an der kanadischen Grenze bearbeiten zu lassen. Diese Methode wurde bisher als legal angesehen und von den kanadischen Behörden toleriert, um Bearbeitungszeiten zu umgehen. Ab dem 23. Dezember 2024 ist sie jedoch verboten. Personen, die sich bereits in Kanada befinden, können diesen Weg nicht mehr nutzen, um ihren Aufenthaltsstatus zu verlängern. Einige Ausnahmen gelten weiterhin.
Fazit
Es ist deutlich zu erkennen, dass Kanada seine Einwanderungsprogramme zunehmend beschränkt. Für alle, die dauerhaft oder vorübergehend nach Kanada auswandern möchten, ist es deshalb umso wichtiger, eine durchdachte Einwanderungsstrategie zu verfolgen, um zeitaufwendige und kostspielige Fehler zu vermeiden. Unser Team unterstützt Sie gerne bei diesem Prozess.