Bei der CRA läufts nicht rund
Es gibt Sand im Getriebe – die CRA hat ein Problem.
Don Quichote kämpfte gegen Windmühlen, der normale Steuerzahler in Kanada immer öfter gegen die Steuerbehörde CRA und das bedeutet leider oft, gegen eine langsame Bürokratie, einem schlechten Service und -wie es scheint- mangelhafter Kompetenz. Auch wenn die „Canada Revenue Agency“ (CRA) 2018 als einer der „Top-100-Arbeitgeber in Kanada ausgezeichnet“ ausgezeichnet wurde[2], das Image der Finanzbehörde ist seit einigen Jahren angeschlagen. Einer der Vorwürfe, sie bearbeite Steuererklärungen zu langsam, nicht gerade zuverlässig und bei der Bearbeitung würden sich zudem Fehler einschleichen. Besonders wenn es um die Steuererklärung von Nicht-Kanadiern geht. Das war vor einigen Jahren noch ganz anders.
„My experience has been that CRA staff are unreasonable. Some tax audits seem like make-work projects or a game of „chicken,“ but the problem in many cases comes down to lack of training or plain smug behaviour. Too often, the CRA creates problems rather than solving them,“[3] schreibt der kanadische Steueranwalt David J. Rotfleisch in seinem Blog. Nach Ansicht von Rotfleisch hätten fünf bis zehn Prozent der Kanadier im Jahr Probleme mit der CRA. In vielen Fällen, so das Urteil des kanadischen Steuerexperten, werden zudem wichtige Steuerunterlagen ignoriert oder es werden fehlerhafte Analysen als Steuergrundlage verwendet. Die Folge: Es kommt zu unnötigen Verzögerungen, zu hohen Anwaltskosten und zu viel Frust auf Seiten der Steuerzahler.
Auf der Jagd nach den „großen Fischen“
Vor allem aber so scheint es, sind Nicht-Kanadier von dieser Entwicklung betroffen. Der deutliche Anstieg bei Problemen mit den Steuererklärungen, Unterlagen und Zahlungen, die verloren gegangen sind, unnötigen Neufestsetzungen oder widersprüchlichen Entscheidungen, legt diese Schlussfolgerung jedenfalls nahe.
Ein Grund dafür, sehen die Experten in der die Reorganisation und Umstrukturierung der CRA. Die kanadische Finanzbehörde hat in den letzten Jahren ihren Fokus darauf verlegt, die „großen Fische“ zu jagen, sprich Prozesse gegen große Steuersünder, die dem Staat gleich mehrere Millionen Dollar und mehr schulden, zu führen. Das aber ist zeitintensiv, kostet Geld und blockiert wertvolle Mitarbeiterressourcen, die an andere Stelle dringend benötigt werden. So hat laut einem Globe & Mail Artikel zu diesem Thema, die Bundesregierung in Kanada sich 2016 dazu verpflichtet, über einen Zeitraum von 5 Jahren rund CAN-$ 90 Millionen im Jahr an die CRA zu zahlen. Das Geld wurde von der CRA dazu verwendet, um das dafür notwendige Personal einzustellen, vor allem neue Wirtschaftsprüfer. So wundert es nicht, dass ab diesem Zeitpunkt auch ein deutlicher Anstieg der Wirtschaftsprüfungen von risikoreichen Steuerzahlern und ausländischen Steuerbegünstigungen verzeichnet wurde. Die CRA geht aufgrund ihrer Investitionen in Personal und Wirtschaftsprüfern davon aus, dass so den nächsten 5 Jahren die gewaltige Summe von CAN-$ 2,6 Billionen an unbezahlten Steuern eingenommen werden kann.
Mit harten Bandagen
Auch wenn diese Annahme richtig sein mag, die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, große Steuerverfahren mit Forderungen teilweise in Milliardenhöhe, sind immer langwierig und komplex. Und beide Seiten, die CRA und die säumigen Steuerzahler kämpfen inzwischen mit harten Bandagen, der Ton wird ruppiger und die Standpunkte extremer. So hat ein Steuerzahler die von der CRA geforderten Steuernachzahlungen in Höhe CAN $ 2,1 Milliarden nicht so einfach hingenommen. Seine Anwälte reichten diverse Schriftsätze in einem Umfang von 700 Seiten ein, um die drohenden Nachzahlungen zu verhindern oder hinauszuzögern. Das Ergebnis: Je aufwändiger und komplizierter die Schriftsätze werden, desto mehr Arbeit muss von der CRA erledigt werden, um diese Unterlagen zu prüfen und vorzubereiten und desto höher werden die Kosten dafür.
In diesem Kontext stellt sich die Frage, ob der „normale Steuerzahler“ durch diese Entwicklung nicht zu oft der Leidtragende ist, der hier einfach ignoriert oder vergessen wird, weil der CRA die notwendigen Ressourcen fehlen. Wenn dies der Grund für längere Bearbeitungszeiten und Fehlern bei der Bearbeitung von Steuererklärungen gerade bei Nicht-Kanadiern ist, dann sollte die CRA dies schnellsten in den Griff bekommen.
Denn sonst stimmt die Erkenntnis: „Fighting with CRA is like the proverbial „Fighting City Hall“ [1] am Ende doch.
Dieser Kommentar ist allgemeiner Natur und nicht als Rechtsberatung gedacht, da sich die einzelnen Situationen unterscheiden und mit einem für das Gebiet zugelassenem Rechtsanwalt besprochen werden sollten
[1] Die Phrase „You can´t fight city hall“ heißt übersetzt soviel wie: Gegen die Mühlen der Bürokratie kommt man nicht an.
[2] https://www.canada.ca/en/revenue-agency/corporate/careers-cra/careers-cra-1-why-work-us.html
[3] https://www.huffingtonpost.ca/david-rotfleisch/take-it-from-a-tax-lawyer-the-canada-revenue-agency-is-broken_a_23368568/